Warum sind Mütter einander Feind – eine Replik
Gestern veröffentlichte Sophie vom Blog Kinder haben – und trotzdem leben einen Artikel unter dem Titel Der größte Feind einer Mutter ist: eine Mutter. Die Twitter-Zusammenfassung (maximal 140 Zeichen) lautet wohl:
Life and let life: Macht euch locker! Richtig und falsch gibt es nicht. Urteilt nicht über andere. Jede Familie geht den für sie passenden Weg. (Okay, sind 143 Zeichen.)
Sophies Blog gehört zu einem der ersten Blogs, die mir auffielen, als ich mich bewusst auf die Suche nach jüngeren und kleineren Blogs machte, um zu schauen, wie die das Bloggen angehen. Sophies Blog ist toll, ihre Texte sind spannend und ich hoffe, dass ich sie irgendwann mal in echt und 3D treffe. Dann muss ich sie allerdings wirklich fragen, was der Plastik-Rambo soll. Aber HALT – ihr dürft gleich rüberhüpfen und es euch anschauen, erst lest ihr aber hier zu Ende. Bitte.
Also, zurück zum Thema, der alles falsch machenden Mutter.
Falsch, falsch – alles ganz fürchterlich falsch

Mamis sind nicht immer nett – besonders nicht zu einander.
Sophie hat in ihrem Text ein Thema angesprochen, über das ich auch schon lange nachgedacht habe, aber bisher fand ich nie die richtigen Worte. Hoffentlich jetzt. Denn natürlich kenne ich auch das zugrunde liegende Problem. Vermutlich kennen es alle Mütter: Das Gefühl angegriffen zu werden, für alles und jede Entscheidung in der Kindererziehung, nein, in der Gestaltung des Lebens.
Erstaunlicher Weise schrecken viele Menschen auch nicht davor zurück, ihre Meinung lautstark kund zu tun. Ungeachtet der Tatsache, dass wir gar nicht gefragt hatten. Ungeachtet der Tatsache, dass wir alle das Beste für unsere Kinder und unsere Familien wollen.
Rechtfertigungen bringen nichts.
Sophie kommt zu dem Schluss: „Ich finde das anstrengend. Ich habe keine Lust, mich vor anderen Müttern rechtfertigen zu müssen, warum ich das so oder so mache. Der einzige, der mich irgendwann einmal fragen dürfte, warum ich zum Beispiel immer gearbeitet habe, wäre wohl mein Sohn.“
Während ich das lese, ertappe ich mich dabei, dass ich eifrig nicke. Und im nächsten Moment stocke ich, rechtfertigen? Warum sollte sich jemand rechtfertigen (müssen)? Meine Erfahrung ist, dass Mütter ihre Vorwürfe gerne in Fragen verpacken. Das beschreibt auch Sophie. Also scheine ich damit nicht allein zu sein. Aber die Fragende ist in den seltensten Fällen wirklich an einer Antwort interessiert. Also kann man sich die Atemluft auch sparen.
Mit der Wahlfreiheit kommt die Unsicherheit
Woher kommt dann dieses Gefühl, man müsse sich rechtfertigen? Auch ich kenne das und habe lange überlegt, warum? Wenn ich doch eigentlich sicher bin, dass unser Weg für unsere Familie der richtige ist.
Ich denke, es liegt daran, dass wir alle das Beste für unsere Kinder wollen. Darunter machen wir es nicht. Für mich heißt das, wie vermutlich für die meisten Eltern, ich möchte unsere Töchter zu einem eigenständigen, glücklichen, selbstbestimmten Leben befähigen. (Außerdem wäre es super-gut, wenn ihnen nie das Herz gebrochen wird, sie nie an ihrem – übrigens umwerfend schönen – Aussehen oder schlimmer noch, ihrem klugen Kopf zweifeln, immer gesund bleiben und sich keine wirtschaftlichen Sorgen machen müssen. Aber das nur am Rande.)
Allerdings hat diese ganze Sache einen Haken. Die Bestätigung, ob der gewählte Weg wirklich der richtige war, kommt so zeitverzögert. Das ist dumm. Klar, ich weiß auch, dass die Erfahrung für mich spricht.
Trotzdem: Die Unsicherheit bleibt.
Ein anderer Weg ist ein Affront
Denn wenn unserer Weg doch der Beste ist, warum gehen dann andere Familien einen anderen Weg? Wenn unser Weg der Garant ist, dass unsere Kinder glücklich werden, werden dann andere Kinder unglücklicher – oder, schlimmer noch – glücklicher?

Der richtige Weg – ist es der hier?
In einer Situation, in der „das Beste gerade gut genug ist“* aber niemand wirklich weiß, was Beste ist, wird’s halt echt schwierig. Jede andere Lösung, jeder andere Weg kann dann als Angriff auf die eigenen Standpunkte gesehen werden.
Ich habe genau EINE Freundin, bei der ich uneingeschränkt sagen kann: Die kann das! Einhalb und ihre Tochter sind gleichaltrig, die Männer lernten sich in Köln in der gemeinsamen Elternzeit kennen. Die Tochter kam erst mit drei in den Kindergarten (wenn die Freundin arbeiten ging, halfen ihre Eltern). Sie hat oft und interessiert nachgefragt, wie es Einhalb mit der Kitaeingewöhnung ging, wie sie sich da macht und wie das für mich ist.
Da wir uns über die Männer kennengelernt hatten und nicht im engen Kontakt standen, hat mich das lange verunsichert. Ich nahm es als Kritik. So als warte sie nur darauf, dass Einhalb sich schlecht entwickle. Heute weiß ich, wie Unrecht ich ihr damit in Wirklichkeit tat: Es war echtes Interesse an Einhalb, an unserer Familie, an unseren Erfahrungen.
Dies hat mich gelehrt, dass nicht die anderen das Problem sind. Meistens Immer sind wir es. Es ist unsere Unsicherheit, die uns andere verurteilen lässt oder dazu führt, dass wir uns Kritik, so zu Herzen nehmen.
Probier’s mal mit Gemütlichkeit
Der wichtigste Punkt ist doch, Sophie nennt ihn auch: Wir sind alle verschieden, unsere Partner sind verschieden, unsere Kinder sind verschieden, unsere Lebenssituation ist verschieden … Wie um alles in der Welt soll da ein Weg für uns alle passen?
Die Lösung hierzu hatte schon Balu der Bär.
Vom Kopf ist das alles total leicht: Aber warum fällt das im Alltag verdammt schwer?
Ich weiß es nicht. Wisst ihr es?
*Das Zitat stammt übrigens von Johann Wolfgang von Goethe und bezog sich ursprünglich auf die Kunst – ein ähnlich unsicheres Geschäft wie die Kindererziehung. Und nein, das hab ich natürlich nicht vorher gewusst, sondern frisch für euch ergoogelt.
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