Die Mama-malade-Misere
Letzte Woche ging es um die Kind-krank-Katastrophe. Aber bedauerlicherweise werden ja nicht nur Kinder krank. Nein, auch die Mütter oder Väter werden mehr oder weniger schlimm krank. Wenn sie dann in den sozialen Medien ihr Leid klagen, kommt ganz schnell der Vorschlag. Beantrage doch Haushaltshilfe! Was dann in den Kommentarspalten abgeht, ist manchmal so wild, dass ich mich mal schlau gemacht habe. Ich habe drei Krankenkassen gefragt: Was muss passieren, dass die bei ihnen Versicherten Eltern Anspruch auf eine Haushaltshilfe haben?
Das muss ja wohl drin sein!
Ganz klar ist der gesetzliche Mindestanspruch: Eine Haushaltshilfe steht einem dann zu, wenn man durch eine Erkrankung an der Fortführung des Haushalts gehindert ist und wenn Kinder unter 12 Jahren im Haushalt leben. Wichtig: Es darf niemanden sonst geben, der den Haushalt führen kann.
Das macht schon deutlich: „Nur“ weil alle Kinder gleichzeitig krank sind, steht euch keine Haushaltshilfe zu, sondern es geht immer darum, dass die haushaltsführende Person erkrankt ist.
Extra, extra – Unterschiede zwischen den Kassen
Wenn ihr jetzt traurig seid, weil Eure Kinder schon älter sind – halt! Denn offensichtlich ist gerade der Bereich Haushaltshilfe ein Thema, bei dem sich die Kassen mehr oder minder deutlich voneinander unterscheiden. So gibt es Kassen, die die Altersgrenze auf 14 Jahre anheben oder welche, die auch Haushaltshilfen unterstützen, wenn gar keine Kinder im Haushalt leben. Auch die Unterstützung nach ambulanten Eingriffen scheint sehr unterschiedlich gehandhabt zu werden.
Das Bisschen Haushalt …

Definitiv ein Grund, der einen an der Fortführung des Haushalts hindert – ein Krankenhausaufenthalt. Quelle: Pexels.com
Was hindert einen denn nun an der Fortführung des Haushalts? Ein Männerschnupfen fällt nicht in die ICD-10-Kodierung* und ist somit wohl kaum ein anerkannter Grund. Alle von mir befragten Krankenkassen** sagten dazu:
- Ein stationärer Krankenhausaufenthalt oder eine stationäre Kur – aber nur, wenn die Kosten dafür von der Kasse getragen werden. Wenn die Straffung der Bauchdecke, die aus kosmetischen Gründen erfolgte, euch daran hindert, den Wischmop zu schwingen, müsst ihr andere Wege finden, um nicht im Chaos zu versinken.
- Auch nach ambulanten Operationen, bei einer schweren Erkrankung oder nach einem Krankenhausaufenthalt ist eine Haushaltshilfe möglich, sofern eine Bescheinigung des Arztes vorliegt, dass eine Haushaltsführung nicht möglich ist. Kling ja auch logisch: Wer zwei gebrochene Arme hat, muss nicht zwangsweise im Krankenhaus bleiben, kann aber immer noch nicht wirklich gut wickeln.
- Was ich spannend fand, aber nicht wusste: Auch wenn die Schwangerschaftsbeschwerden zu schlimm werden, bei ambulanter oder bei Hausgeburt kann unter Umständen eine Haushalthilfe beantragt werden: Auch beim ersten Kind! Dann entfällt übrigens auch die sonst übliche Zuzahlung von maximal 10 Euro am Tag.
Was macht die denn da?
Grundsätzlich macht eine Haushaltshilfe alles, was dazu gehört: Sie kocht, sie putzt, sie betreut die Kinder, sie kümmert sich um die Wäsche … Eine reine Kinderbetreuung gehört jedoch nicht dazu. Solltet ihr aus welchen Gründen auch immer nur daran interessiert sein, sind das Sozial- oder Jugendamt die richtigen Ansprechpartner.
Muss das jemand Fremdes sein?
Die meisten Krankenkassen arbeiten mit bestimmten Einrichtungen zusammen, die im Ernstfall ihre Mitarbeiter*innen zu euch schicken. Aber während die einen jubeln, dass es ein professionelles Verhältnis ist, ist es anderen unangenehm, fremde Menschen ihre schmutzige Wäsche waschen zu lassen. Falls ihr zur letztgenannten Sorte gehört, seid beruhigt: In vielen Fällen können auch nahe Angehörige die Haushaltsführung übernehmen. Das kann euer Bruder ebenso sein wie die Partnerin oder die eigenen Eltern. Wenn z. B. eure Partnerin oder euer Partner Urlaub nimmt, um den Haushalt weiterzuführen, übernehmen einige Kassen einen Teil des Verdienstausfalls und wenn es die Schwiegermama ist, die euch zur Hand geht, dann auch mögliche Fahrtkosten. Das solltet ihr aber unbedingt vorher mit eurer Krankenkasse klären. Wichtig ist auch: Wenn die Person, die euch unterstützt, unbezahlten Urlaub nimmt, kann es sein, dass wiederum ihre Krankenkassenzahlungen unterbrochen ist, und sie für diesen Fall selbst Beiträge zahlten muss.
Fazit:
Vor geplanten Operationen oder Kuraufenthalten scheint mir das eaine ziemlich gute Idee zu sein. Ferner für alles, was „ernst“ ist. Gerade, wenn kleine Kinder im Haus leben. Allerdings würde ich bei medizinischen Maßnahmen, die geplant werden (Kur, Reha, absehbare Operation), einer jeden/einem jeden von euch raten, im Vorfeld direkt mit eurer Krankenkasse Kontakt aufzunehmen! Ich habe den Eindruck, das kann helfen, viel Frust und bürokratisches Hin und Her zu vermeiden.
Außerdem scheint es definitiv einfacher zu sein, wenn man ein relativ eindeutiges und klassisches Familienmodell lebt. Hier so bei uns – mit diesen gleichberechtigen Halben Sachen –scheint es mir nach diesen Informationen ziemlich schwierig zu sein eine Haushaltshilfe zu erhalten. Allerdings müsste sie ja bei uns auch nicht acht Stunden täglich kommen. Hier kümmert sich zugegebener Maßen nämlich überhaupt nie jemand acht Stunden täglich um den Haushalt.***
Ich wünsche euch allen von Herzen, dass ihr nie in die Situation kommt, dass eine oder einer von euch so schwer erkrankt, dass eine Haushaltshilfe notwendig ist.
Und weil das so viel Theorie war: Hat schon mal jemand von euch Erfahrungen mit einer Haushaltshilfe gemacht und mag uns in den Kommentaren davon berichten? Ich würde mich freuen!
* Die ICD-10 Kodierung, korrekt ICD-10 ist die internationale Klassifizierung von Krankheiten. Mit anderen Worten: Jede Krankheit hat von der Weltgesundheitsorganisation WHO eine solche Nummer zugewiesen bekommen, bzw. in Deutschland wurden diese übersetzt und angepasst. Dies Liste wird gelegentlich aktualisiert und neue Krankheiten werden aufgenommen, aber nach allem was ich weiß, ist Männerschnupfen noch nicht darunter.
** Ich befragte, in alphabetischer Reihenfolge, die AOK Hessen, die HEK und die Techniker Krankenkasse. Diese Reihenfolge entstand rein zufällig und zu einem Zeitpunkt, als mir noch nicht klar war, wie sehr die Leistungen gerade in diesem Bereich schwanken können. Alle drei Krankenkassen haben mir super-schnell und sehr nett geantwortet. Ein ganz herzliches Dankeschön dafür!
*** Vor allem nicht, weil für mich Haushalt und Kinderbetreuung nicht in ein und denselben Topf fallen. Aber das ist im Ernstfall natürlich anders.
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