Die Kind-krank-Katastrophe
Die Tage werden kürzer, die Nasen tropfen und die Viren feiern Party. Im Herbst leben Eltern quasi in einem Dauer-Horror-Film: Man sieht es kommen, hofft, dass es vorüber geht – doch eines Tages ist es soweit. Das Kind ist krank und kann nicht in die Kita oder die Schule. So neulich auch im Hause Halbe Sachen. Davon und wie wir das Betreuungsdilemma lösten, möchte ich heute berichten.
Es begab sich also eines Abends zu schon fortgerückter Stunde, dass das kleine Kind in seinem Bettchen nölig wurde. Da des Kindes Vater eh grad auf dem Weg war, nahm er es zu sich ins Bett. Kurz darauf rief er mich dazu. Entnervt legte ich also mein Buch weg und dachte noch bei mir: „Dieser Mann hat zweimal Elternzeit gemacht, kommt wunderbar zurecht, wenn ich nicht da bin – der wird ja wohl eine Dreijährige beruhigen können.“ Als ich im Schlafzimmer ankam, stellte sich heraus: Kann er auch! Wenn das Tochterkind aber anhaltend und scheinbar grundlos zittert, sucht er Rückversicherung. Wir bereiteten dem Kind eine Wärmflasche, es beruhigte sich und alle schliefen ein. Zweieinhalb Stunden später war das Kind so heiß, dass Fiebermessen eigentlich unnötig war, wir taten es dennoch und das Thermometer blieb bei 39,8 Grad stehen.
Einer muss zuhause bleiben – das Rechtliche

Das ist natürlich ein anderer Kind krank-Fall: Im Krankenhaus nach Fahrradunfall.
Es war völlig klar, das Kind kann nicht zur Kita. Die rechtliche Lage ist da eindeutig: Ist das Kind unter 12 Jahren und gibt es ein ärztliches Attest, dürfen die Eltern dann 10 Tage pro Kind zuhause bleiben (Alleinerziehende kriegen alle Tage). Eltern, die mit den Großeltern im Haus wohnen oder ein AuPair haben, müssen arbeiten gehen, ebenso Eltern, deren Kind letzte Woche das zwölfte Lebensjahr beendet hat. Es gibt Geld, aber ob es vom Arbeitgeber oder der Krankenkasse kommt hängt vom Arbeitsvertrag, Tarifvertrag und/oder dem jeweiligen Tag ab (für Tag 1-5 gelten andere Regeln als für Tag 6-10). Den Gesetzestext könnt ihr gerne hier nachlesen. Eine gute Übersicht, wenn auch schon etwas älter, findet ihr bei der wunderbaren Smart Mama und auch bei der Eltern.
Man kann dann noch die Tage des anderen übertragen lassen (wenn beide gesetzlich versichert sind und das andere Elternteil partout niemals nicht fehlen kann). Was dasmit der strukturellen Benachteiligung der ja statistisch häufiger in Teilzeit arbeitenden (und damit vermeintlich leichter verzichtbaren?!?) Mutter und ihren beruflichen Aussichten macht, darüber möchte ich jetzt ausnahmsweise mal nicht schreiben. Genauso wenig über die Begrenzung der Tage oder darüber, warum 12-jährige kranke Kinder den ganzen Tag allein bleiben müssen.
Ich und Du, Müllers Kuh …
Nein, worüber ich erzählen will, ist die dann losgehende Diskussion. Wer bleibt zuhause? Wer war denn das letzte Mal? Du – aber ich habe heute dieses ganz wichtige Telefonat/Meeting/den wichtigen Projektabschluss. Es ist zum Haareraufen.
Zumal es bei uns außerdem oft genug schon am ärztlichen Attest scheitert. Zurück zum Beispiel der kleinen Tochter: Sie fiebert viel schneller und viel höher als wir das von der großen Tochter kennen. Am Morgen nach besagter Nacht hatte sie gerade noch 37,2 Grad und war ein quietschvergnügtes Kind. Sollte sich jetzt einer von uns damit zum Arzt ins Wartezimmer zu setzen? Was sollten wir sagen: Das Kind hatte Fieber aber jetzt nicht mehr? Ich glaube, unsere Kinderärztin würde einen Lachkrampf kriegen und uns rauschmeißen. Trotzdem war das Fieber zu heftig, um sie doch zur Kita zu bringen. Jedem von uns ist sein Job wichtig. Jeder von uns hat jeden Tag den einen oder anderen Telefontermin … s
Im Endeffekt retteten uns mal wieder unsere orts- und zumindest teilweise zeit-unabhängigen Jobs und Ollis Homeoffice. Er hat alles Bürozeugs hier und ist deshalb erst mal flexibler. Wir haben den Tag daher kurzerhand halbiert: Er hat sich morgens um das Kind gekümmert und ich bin ins Büro gefahren. Mittags bin ich heimgekommen und wir haben gewechselt. Diesmal ging das. Meinem Arbeitgeber habe ich es übrigens genauso mitgeteilt. Ich schrieb eine Mail, dass wir uns nicht einigen konnten und ich mittags weg müsste. Ich würde meine Mails checken und abends nacharbeiten. Das war zum Glück kein Problem. Ich glaube, mein Chef fand die kreative Problemlösung sogar ganz gut.
Zum Glück blieb das Kind auch fit und ging am nächsten Tag wieder in die Kita. Und beim nächsten Mal? Da puzzeln wir einfach neu. Aber wie macht ihr das? Wie entscheidet ihr, wer beim kranken Kind bleibt? Schafft ihr das ohne Streit? Führt ihr Listen? Oder stellt sich die Frage aus welchen Gründen auch immer bei euch gar nicht? Ich würd’s echt gern wissen und mich über Eure Kommentare freuen!
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