Das Eltern-Paradoxon

Photo by Daria Nepriakhina via Unsplash.
Die Jahre werden immer kürzer
Sicher, statistisch gesehen ist jedes Jahr in etwa gleich lang – Schaltsekunden und -jahre tun hier jetzt gerade nichts zur Sache. Die Zeit mit Kindern rast. Und auch wenn wir sie jeden Tag sehen, jeden Tag mit ihnen lachen und/oder von ihnen genervt sind – es gibt diese kleinen Momente, an denen man sein Kind anschaut und denkt: Wer bist du und warum bist du auf einmal so groß? Kennt ihr die?
Ich erinnere mich noch gut an einen der ersten Spaziergänge mit Einhalb. Das Kind war keine Woche alt und wir kamen an einem Spielplatz vorbei. Auf einmal habe ich die spielenden Kinder mit anderen Augen gesehen und ich weiß noch genau, wie ich da stand und dachte: Wow, eines Tages hast du ein Schulkind! Ein Glück ist das noch ganz weit weg. Und heute? Heute spricht sie, fährt Fahrrad, tanzt in Aufführungen vor zig hundert Zuschauern und möchte dringend ein Pony… Es ist genauso abgedroschen wie wahr: „Sie werden so schnell groß.“
Wann ist es endlich wieder Abend?
Gleichzeitig kennen wir vermutlich alle, ebenso diese Tage, vorzugsweise grau und verregnet, an denen die Zeit nicht vergeht, alles (vor)gelesen, gebastelt und gemalt wurde, was nur irgend geht. Trotzdem ist die Langeweile bei den Kindern groß und sie beginnen noch vor elf damit die Bude auseinander zu nehmen. An denen man selbst vielleicht müde und geschafft ist, an denen einem einfach die Ideen fehlen… Tage, an denen man sich fragt, wann es endlich Abend ist und man die Kinder in die Betten verfrachten kann.
Das Projekt Live-List
Wie das so ist mit Gefühlen – beide kann man nicht abstellen und beide haben ihre Berechtigung. Und schon haben wir es: Das Eltern-Paradoxon! Super gut zusammengefasst hat es die Fotografin Irina Werning in ihrer Back to the Future-Serie.
Warum ich euch davon berichte? Weil ich vor einiger Zeit bei Instagram auf Kelly Jensen und ihre Family Live List gestossen bin. Und weil ich dachte, das ist doch mal eine großartige Idee. Die Kurzform heißt: Statt der berühmten „Was ich machen möchte, bevor ich sterbe“-Liste, mache ich eine „Was ich in einem bestimmten Zeitraum erleben möchte“-Liste. Kelly Jensen und ihre Familie machen das total ausgefeilt, vor allem in Abhängigkeiten von Jahreszeiten. Mehr dazu könnt ihr hier lesen. Das erscheint mir etwas ambitioniert. Aber die Idee dahinter finde ich ganz großartig. Zum einen weil man immer etwas „in petto“ hat, um langweilige, nervigen Tagen zu begegnen. Aber zum anderen, und das ist sogar noch besser, weil man ganz bewusst, ganz viele schöne Erlebnisse als Familie und/oder mit Freunden schafft.
Unser Plan ist es in den nächsten Wochen erst einmal drei Listen veröffentlichen: Die Liste für das erste Jahr mit neuem Baby. Das ist schließlich voller erster Male, an die man sich vielleicht erinnern möchte – und andererseits manchmal auch echt langweilig. Dann eine Liste für das sechste Lebensjahr. So ganz konkret, was wir mit Einhalb im nächsten Jahr unternehmen könnten und wollen. Und dann eine Liste für Paare mit jungen Kindern, schließlich weiß jeder, der auch nur jemals eine Eltern-Zeitschrift oder -Ratgeber gelesen hat, wie wichtig die Zeit als Paar ist. Im Alltag finde ich das allerdings manchmal echt schwierig zu integrieren. Also auch hier – her mit der Liste.
Habt ihr Ideen? Was darf eurer Meinung nach auf einer der drei Listen auf keinen Fall fehlen? Wir freuen uns, wenn ihr eure Gedanken mit uns teilt.
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